Mit der Gründung um 1888 reicht die Geschichte der Schreinerei Ernst Wieland AG sogar noch weiter zurück als unsere eigene. Der Traditionsbetrieb war schon immer im Seefeld angesiedelt. Als direkter Nachbar des Hotel Seefelds haben sie schon einige kleinere Wartungs- und Reparaturaufträge für uns übernommen. Beim Umbau der Hotellobby und der Neugestaltung der Café Bar FLOR arbeiteten wir zum ersten Mal in einem grossen Projekt zusammen. Mit ihrem Handwerk prägen sie das Erscheinungsbild des neuesten Begegnungsortes massgeblich. Im Interview sprechen wir mit Enrico Wieland, einem der aktuellen Geschäftsführer der fünften Generation, über die Partnerschaft.
Vier Fragen zum Umbau im Seefeld
ZFV: Wie ist es für euch, für einen direkten Nachbarn zu arbeiten?
Enrico: Wir durften in der Vergangenheit für das Hotel Seefeld bereits kleinere Reparaturen und Servicearbeiten ausführen. Deshalb kannten wir das Hotel bereits sehr gut. Umso mehr hat es uns gefreut, mit dem tollen Innenausbau im Erdgeschoss erstmals ein grösseres Projekt für Sorell umzusetzen. Hier konnten wir unser ganzes handwerkliches Können unter Beweis stellen. Ein grosser Vorteil der Nachbarschaft war auf jeden Fall auch der kurze Transportweg. Alles, was möglich war, haben wir mit dem Bollerwagen zu Fuss transportiert.
ZFV: Was schätzt ihr an der Partnerschaft mit Sorell Hotel und dem aktuellen Projekt am meisten?
Enrico: Wir kannten die Zusammenarbeit mit dem Sorell-Team nicht nur vom Hotel Seefeld, sondern durften auch bereits für das Hotel Zürichberg ein Projekt umsetzen. Damals wie heute schätzten wir den offenen und ehrlichen Austausch und die Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Herausforderungen wurden immer transparent aufgezeigt, darunter auch ein strammer Zeitplan. Nur dank der guten Zusammenarbeit mit einem regelmässigen Austausch sowie schnellen und zielgerichteten Entscheidungen konnten wir den Zeitplan und alle Herausforderungen gemeinsam meistern.
ZFV: Welche Arbeiten habt ihr für den Umbau im Hotel Seefeld sonst noch übernommen?
Enrico: Das Rezeptionsmöbel als Herzstück mit dem eindrucksvollen Wandrückverbau war eine unserer Arbeiten. Alle Fensternischenverkleidungen und Sitzbänke wurden von uns auf Mass erstellt sowie die Säulenverkleidungen mit Spiegel, die «Refreshing-Bar» im Sitzungszimmer, das Buffetmöbel mit der massiven Eichentischplatte, die gesamte Wandverkleidung mit Tablaren des Barbereichs und diverse Einbauten in der Toilettenanlage.
ZFV: Was ist dein persönliches Highlight des Umbaus?
Enrico: Der anspruchsvolle Terminplan verlangte unserem Team grosse Flexibilität ab, inklusive Überstunden und Samstagsarbeit. Als ich Ende der ersten Etappe die Baustelle besuchte, war sogar unser Projektleiter Fabian Götz als ausführender Monteur tätig, damit alles rechtzeitig fertiggestellt werden konnte. Eine solche Teamleistung wie beim Projekt Hotel Seefeld macht mich stolz und zuversichtlich, dass unsere Schreinerei auch viele weitere Jahre Innenausbau auf Mass produzieren wird.
Vier Fragen rund um die Schreinerei Wieland
ZFV: Erzählt uns etwas über die Schreinerei Ernst Wieland und eure Leidenschaft zum Handwerk.
Enrico: Unser Familienbetrieb wurde 1888 von unserem Ur-Ur-Grossvater im heutigen Seefeld Quartier gegründet. Jede Generation hat den Betrieb in technischer Hinsicht weiterentwickelt und mit dem Fokus auf die Erstellung von Innenausbau auf Mass und in hoher Qualität die verschiedenen Zeitgeister abholen können. Heute zählen 50 Mitarbeitende zu unserem Team – in den Bereichen Planung, Administration, Produktion, Oberflächenbehandlung und Montage. Seit 2018 haben wir, Lucio Wieland, Beat Joos und ich in der 5.Generation den Betrieb stufenweise übernommen. Wir alle führen den Betrieb aus Überzeugung und mit viel Herzblut weiter, eine Pflicht war es für uns nie. Bereits unser Grossvater hatte uns für den Schreinerberuf begeistert und uns motiviert, nach der Pestalozzi Pädagogik eine Tätigkeit auszuüben, die mit Kopf, Hand und Herz ausgeübt wird.
ZFV: Was unterscheidet euch nebst eurer eindrucksvollen Geschichte von andern?
Enrico: Als eine der letzten grösseren Handwerksbetriebe in der Stadt Zürich, versuchen wir vor allem unseren zentralen Standort für die effiziente Projektabwicklungen zu nutzen. Die meisten unserer Projekte befinden sich in unmittelbarer Nähe des Produktionsstandorts, somit können wir die Prozesse effizient halten und trotz Massanfertigung schnell produzieren. Wir verdanken der langen Tradition ein grosses Netzwerk an Kund:innen, Lieferant:innen und Architekt:innen und erhalten Referenzen, die uns stetig zu grossartigen Projekten führen. Unser wohl grösstes Gut ist der gute Ruf, der über die Jahrzehnte von unseren Vorfahren aufgebaut wurde. Es ist unser oberstes Ziel diesen zu erhalten und unsere Kund:innen nicht nur zufriedenzustellen, sondern zu begeistern.
ZFV: Wie entstehen bei euch Kreationen wie beispielsweise das Regal für Changemaker?
Enrico: Zusammen mit den Architekten werden zuerst die Materialien bemustert und bestimmt, es folgt die konstruktive Detailplanung. Sobald das «Gut zur Ausführung» erteilt wurde, werden die Rohmaterialien bestellt. Als erster Arbeitsschritt in der Produktion, steht jeweils die maschinelle Bearbeitung an. Anschliessend werden die Furnierbilder von Hand zusammengefügt und verleimt. In unseren zwei Bankräumen, werden die Möbel montagefertig zusammengebaut und für die Lieferung vorbereitet. Auch für das Regal konnten wir gewisse Teile per Handwagen ins Hotel Seefeld transportiert. Auf der Montage werden die Möbel dann final zusammengefügt eingepasst und befestigt. Ein perfektes Endprodukt erfordert in jedem Arbeitsschritt eine hohe Präzision und Qualität, aus diesem Grund sind unsere Projekte auch immer eine Teamleistung.
ZFV: Ihr legt nach eigenen Angaben viel Wert auf eine umsichtige Wahl und Umgang mit Ressourcen. Was beinhaltet das?
Enrico: Da unsere Kund:innen mit uns auf lokale Produktion setzen, möchten wir dies auch bei unseren Lieferant:innen so handhaben. Wir suchen lokale Partner:innen mit kurzen Lieferwegen, die ihrerseits ebenfalls hohe Standards im Bereich Nachhaltigkeit garantieren. Wir schauen bei der Holzauswahl immer zuerst, ob ein Schweizer Holz für die Arbeiten erhältlich ist. Wir lackieren nach Wunsch auch mit Wasserlack und der gesamte Betrieb wird mit Ökostrom versorgt. Uns liegen die Nachhaltigkeit und Innovation seit der Gründung des Unternehmens am Herzen. Indem wir auf die Umwelt schauen und unseren Betrieb langfristig ausrichten, schaffen wir die Basis, um ihn an die nächste Generation übergeben zu können.