
Egal um welche Weltklasse es sich handelt – als Gastronomiebetreiberin im Letzigrund weiss der ZFV, was die Besucher:innen wollen und die Veranstalter:innen glücklich macht. Sara Troiano, Geschäftsführerin der Gastronomie im Letzigrund, erzählt von der Begeisterung und den Herausforderungen, in einem der grössten multifunktionalen Stadien. Die Professionalität und das grosse Improvisationstalent, das sie und ihr Team mitbringen müssen, verbindet sie mit der Pionierin Marie Hirzel, die schon vor über 100 Jahren ZFV-Grossanlässe organisierte.
Sara, Taylor Swift begeisterte 100'000 Fans im Letzigrund. Wie war es für euch hinter den Kulissen?
Wir erlebten eine ausgelassene Stimmung und begeisterte Swifties aus aller Welt. Hinter den Kulissen wurde unser Team stark gefordert und wir mussten gemeinsam Vollgas geben. Besonders die Arbeiten im Vorfeld waren für uns aussergewöhnlich. Neben vielen Zusatzwünschen waren vor allem die hohen Sicherheitsvorkehrungen ungewohnt. Bereits Tage zuvor haben Sicherheitskräfte das ganze Quartier abgesperrt. Wir mussten mit der Security verhandeln und uns Sicherheitschecks unterziehen, um überhaupt an unsere Arbeitsplätze im Stadion zu gelangen. Dadurch wurden die Tage zwar länger, aber es ist unser Ansporn, die Wünsche der Veranstalter:innen zu erfüllen und sicherzustellen, dass die Besucher:innen davon nichts mitbekommen.

Alles muss vor dem Eventtag stehen. Wenn die Gäste ins Stadion strömen, können wir nichts mehr ändern.
Wie habt ihr euch auf diesen Riesenevent vorbereitet?
Viel passiert lange im Voraus mit einer akribischen Vorbereitung bis ins Detail: Wo werden die Gastro-Zelte stehen? Wo führen die Laufwege unserer Mitarbeitenden durch? Wie viele Foodtrucks brauchen wir? Wo lagern wir unser Material? Wie stellen wir unser Sortiment zusammen? Wie sieht das Menü für die VIP-Gäste aus? All das verlangt viel von allen ab und muss immer auch mit allen Beteiligten abgestimmt werden. Eigentlich muss alles vor dem Eventtag stehen, damit wir auf Unvorhergesehenes am Tag X noch reagieren können.
Rund 50'000 Besucher:innen sind jeweils im Letzigrund an einem Open-Air-Konzert. Das sind rund doppelt so viel, wie bei Weltklasse Zürich. Unabhängig vom Event kann sich Sara auf ein ZFV-Letzigrund-Team aus zehn fixen Mitarbeitenden verlassen. Abhängig vom Angebot, den Verkaufsstationen und dem Infield, der am jeweiligen Anlass bewirtet werden muss, werden pro Event bis zu 500 Helfer:innen benötigt.
Habt ihr immer genügend Mitarbeiter:innen für die einzelnen Events?
Ja, bis jetzt hat es immer gut geklappt. Aber wir sind darauf angewiesen, dass unsere Mitarbeitenden verlässlich sind und auch regelmässig kommen. Neue Mitarbeitende müssen die Abläufe erst einmal kennenlernen. Deshalb ist es für uns wichtig, dass wir unseren Pool an Mitarbeitenden im Stundenlohn, die regelmässig arbeiten, stetig ausbauen.


Wo bindet ihr Partner:innen ein?
Verlässliche Partner:innen, die uns – auch kurzfristig – unterstützen, sind Gold wert. Ein Beispiel vom AC/DC-Konzert: Es war klar, dass das Zielpublikum an diesem heissen Sommertag sehr viel Bier konsumieren wird. Da der Wechsel der Bierfässer Zeit kostet, suchte ich nach einer Lösung. Dank unseres Bier-Partners konnten wir für das Konzert unsere Zapfhähne unterirdisch direkt an einen 900-Liter-Bier-Tank anschliessen.
Zwischen den Konzerten von Taylor Swift im Letzigrund und dem ZFV-Betrieb der Festwirtschaft an der Landesausstellung 1914 und an der Saffa 1928 in Bern liegen über 100 Jahre. Schon die damalige ZFV-Pionierin Marie Hirzel galt als Improvisationstalent und wusste mit Herausforderungen umzugehen als sie diese beiden Grossveranstaltungen organisierte. Sara und ihr Team wissen, dass Weitsicht, Fingerspitzengefühlund Improvisationskraft auch heute wichtig sind, um den Besucher:innen und den Veranstalter:innen gerecht zu werden.
Habt ihr euch etwas Besonderes für das kulinarische Angebot der Swifties ausgedacht?
Ob Swifties, AC/DC- oder Fussball-Fans: Wir passen unser Angebot an die Bedürfnisse unserer Gäste an. Für die Swifties setzten wir auf die Farbe Pink: Wir hatten ein pinkes Magnum-Eis im Angebot. Das war ein Riesenrenner! Der VIP-Bereich glitzerte und glimmerte in Rosatönen mit bunten Schmetterlingen an den Wänden. Auch die pinkfarbenen Drinks kamen sehr gut an. Aufgrund der hohen Temperaturen haben wir im Aussenbereich auf ausdrücklichen Wunsch von Taylor Swift kostenlos Wasser an die Besucher:innen abgeben. Hierfür liessen wir überall Wasserhähne installieren. Von dort verteilten unsere Mitarbeitenden die Wasserbecher an die Besucher:innen.

Für die Swifties setzten wir auf die Farbe Pink: Wir hatten ein pinkes Magnum-Eis im Angebot. Das war ein Riesenrenner!
Sind die Herausforderungen im Eventbereich grösser geworden?
Die Zeiten haben sich geändert. Schliessen wir einen Foodtruck, weil zu wenig Besucher:innen das Angebot nutzen, steht es sofort auf Instagram. Auch die Anforderungen an die Technik haben zugenommen. Extrem war das an den Konzerten von Taylor Swift: Das Konzert begann, und sofort zückten alle ihr Handy und filmten. Da wir Erfahrung von anderen Konzerten hatten, waren wir gerüstet: Eine Woche vor dem Konzert liessen wir von unserem IT-Team das ganze Dach neu verkabeln. Denn einen Netz-Zusammenbruch konnten wir uns aufgrund unseres Zahlungssystems nicht leisten. Diese funktioniert noch «cashless». Es war ein riesiger Aufwand. Aber alles lief einwandfrei und die Gäste waren happy.
Sara arbeitet schon 20 Jahre in der Eventbranche und ist seit 2023 Geschäftsführerin der Gastronomie im Letzigrund. Man merkt, dass sie mit grosser Freude dabei und stolz auf ihr Team ist. Die Art und Weise, wie die Mitarbeitenden mit Druck umgehen und trotz den hohen Erwartungen nie den Humor verlieren, beeindruckt sie immer wieder.
Gibt es ein Rezept, um mit dem permanenten Druck umzugehen?
Die Erwartungen sind hoch, ein Event jagt den nächsten und die Tage sind oft lang. Manchmal stehen wir um 6 Uhr morgens im Letzigrund und um 23 Uhr nachts beginnen wir dann noch mit dem Abbau. Meine Aufgabe ist es, alle Hindernisse aus dem Weg zu schaffen, damit die Leute ihren Job machen können. Zentral dabei ist die Kommunikation und die Organisation. Denn für alle anderen Beteiligten ist die Gastronomie nebst dem Geschehen auf der grossen Bühne nur Nebensache. In solchen Momenten muss ich die Interessen des ZFV vertreten, denn schliesslich sind wir hier, um für das Wohl der Besucher:innen zu sorgen. Mein Grundsatz lautet immer: «Nichts ist unmöglich».
Was steht als nächstes an?
Bereits im letzten Jahr haben wir mit der Organisation für den Sommer 2025 gestartet. Neben der UEFA Frauen Fussball EM, auf die wir uns besonders freuen, stehen einige Konzerte an, wie z. B. die Doppelkonzerte von Ed Sheeran und Imaine Dragons. Es ist wichtig, dass wir unsere Ansprechpartner früh ins Boot holen. Denn jeder Event hat andere Ansprüche. So müssen wir z. B. für die UEFA Frauen EM den Bierpartner entsprechend dem Sponsoring-Partner der UEFA wechseln und alles umstellen.
Marie Hirzel (1881-1969)
Erste ZFV-Erfolge an Grossevents
Marie Hirzel übernimmt 1919 mit dem Ausscheiden ihrer Förderin Susanna Orelli-Rinderknecht und von Marie Finsler, die von 1905-1919 Präsidentin war, die Geschäftsführung und das Präsidium des ZFV in Personalunion. 37 Jahre leitet sie mit ausgeprägtem wirtschaftlichem Gespür die Aktivitäten des ZFV. Nebst dem Ausbau des bestehenden Portfolios gibt es neue Geschäftsideen, die unter ihrer Führung angepackt werden. So stellt sie die Gesellschaftsräume im «Karl dem Grossen» in Zürich den Jugendlichen für Tanzabende und andere Veranstaltungen zur Verfügung. Und sie engagiert sich für zwei Grossveranstaltungen: 1928 übernimmt der ZFV den Betrieb der Festwirtschaft an der Saffa (Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit) und serviert jeden Tag zwischen 2’000 und 3’000 Mittagessen. Auch die Festwirtschaft an der Landesausstellung 1939 wird vom ZFV geführt: 11'000 Gäste pro Tag gilt es jeweils zu bewirten. Herausforderungen, die Marie Hirzel und ihr Team mit Bravour meistern.
Marie Hirzel hätte sicherlich auch mit grossem Spass an einem der beiden Tylor Swift-Konzert im Juli 2024 im Letzigrund teilgenommen und sich darüber gefreut, wie der ZFV die Organisation und Verpflegung an diesen beiden Grossanlässen meistert.
