Mit der Vision Kunst an die Seefeldstrasse 63 zu bringen, suchten wir nach etwas Speziellem für die Café Bar FLOR und fanden Umaj Barth. Die Jungdesignerin kreierte für uns besondere Deckenleuchten aus dem 3-D-Drucker. Wir sprachen mit ihr über die Entstehung der leuchtenden Kunstwerke und darüber, wie diese zu einem der ersten Produkte von «Studio Menga» wurden.
In der neu entstandenen Café Bar FLOR und der angrenzenden, frisch renovierten Hotellobby sind viele besondere Projekte zu einem Gesamtkunstwerk verschmolzen. Eines davon sind die geschwungenen Designerleuchten, welche Jungdesignerin Umaj Barth für uns kreiert hat. Die einmaligen Leuchtmittel hängen verteilt in der neu eröffneten Café Bar FLOR. Im Interview sprechen wir mit Umaj über die Entstehung dieser Kunstwerke und erfahren mehr über ihre Inspiration.
Zwei Fragen zur Kunst im Seefeld
ZFV: Ein Ziel des Umbaus war es, Kunst an die Seefeldstrasse 63 zu bringen. Denkst du das ist gelungen?
Umaj: Für mich persönlich ist es zweifellos ein Erfolg, auch ein persönlicher, da ich einen Beitrag zur Zielerreichung leisten durfte. Die Wiederbelebung von «Kunst» ist ein Prozess, der meiner Ansicht nach im Laufe der Zeit sichtbar wird. Aber der Startschuss dafür ist mit den zahlreichen Projekten, zu denen auch meine Leuchten gehören, sicher gegeben.
ZFV: Kanntest du das Hotel Seefeld schon? Hast du eine Verbindung zum Seefeld?
Umaj: Ich verbrachte meine Kindheit und den grössten Teil meiner Jugend im Seefeld und Umgebung. Deshalb ja, ich kannte das Hotel Seefeld. Besonders wegen dem frisch gepressten Apfelsaft, der dort serviert wurde und den liebe ich. Ich freue mich sehr meine Deckenleuchten in diesem Quartier leuchten zu sehen.
Vier Fragen zur Entstehung der Leuchtmittel
ZFV: Wie wurde aus einem ersten Prototyp die finalen Deckenleuchten?
Umaj: Der erste Prototyp ist wie eine Skizze des Entwurfs zu verstehen und entstand im Zusammenhang mit meiner Bachelorarbeit an der Kunsthochschule Basel (FHNW). Bis zur finalen Deckenleuchte hat sich sehr vieles verändert: von der Dimension der Lampe, Materialwahl, Herstellung, Leuchtmittel, Aufhänge- und Montagematerial. Ich habe die Lampe für die Café Bar FLOR nochmals neu gedacht und weiterentwickelt, damit sie perfekt zum Ort passt.
ZFV: Was hat dich dazu inspiriert den 3-D-Drucker für die Herstellung zu benutzen?
Umaj: Das Design der Deckenleuchte basiert auf Rundungen, Kurven, Krümmungen und deren Zusammenspiel, das als Einheit wirkungsvoll ist. Ich habe mich bereits bei meinem ersten Entwurf in die asymmetrische Form verliebt. Danach machte ich mich auf die Suche nach einer Herstellungsmethode, mit der ich den Entwurf am genauesten in die Realität umsetzen kann. Während des Studiums sammelte ich Erfahrungen in der 3-D-Druckwerkstatt. Und stellte fest, dass die 3-D-Druckverfahren eine perfekt geeignete Methode ist, um eine digitale Form unverändert herzustellen. Dennoch habe ich jede einzelne Lampe nach dem Druck nochmals stundenlang nachbearbeitet, bis mich die Oberfläche visuell und haptisch überzeugte.
ZFV: Welches Material hast du verwendet?
Umaj: Ich habe Prototypen aus unterschiedlichen Materialien hergestellt. Darunter auch aus sehr spannende Materialien wie beispielsweise biobasiertes PLA-Filament mit fein gemahlenen Muscheln oder auch Ton. Um die Stabilität und Langlebigkeit der Lampe zu garantieren, habe ich mich schliesslich für Flüssigharz entschieden. Das ist ein Material, das beim SLA-Druckverfahren verwendet wird.
ZFV: Wie genau sah der Herstellungsprozess von der ersten Idee bis zur fertigen Lampe aus?
Umaj: Es entstanden unzählige Prototypen im Hinblick auf Dimension, Materialität und Herstellungsverfahren.
Mit jedem Prototyp erhielt ich neue Erkenntnisse und arbeitete nach dem Ausschlussverfahren. Dieser Prozess dauerte über ein Jahr. Die Darstellung im Detail würde den Rahmen des Interviews sprengen.
Vier Fragen zu Umaj und ihrer Kunst
ZFV: Erzähl uns etwas über dich und deine Arbeit. Was erfüllt dich am meisten daran?
Umaj: Bis heute fasziniert mich an meiner Arbeit, dass ich die Freiheit habe, meiner Vorstellung und meinen Interessen folgen zu können. Es beginnt beim Ertasten von neuen Formen, umfasst das Auseinandersetzen mit neuen Materialen und das Kennenlernen neuer Techniken sowie ihre Besonderheiten und dann geht es darum, das alles in Projekte zu integrieren.
ZFV: Was hat dich bei der Herstellung deiner Lampen inspiriert?
Umaj: Formen, Materialität und die Eigenschaften von Licht haben mich schon immer fasziniert. Mit meinem Projekt wollte ich eine Atmosphäre der Sicherheit, des Vertrauens und der Geborgenheit in eine Form bringen. Zum Ausdruck kommt mein Anliegen in der «alva» Kollektion, mit ihren organischen Formen und deren einladendem Licht.
ZFV: Was ist dein persönliches Highlight innerhalb dieses Projektes?
Umaj: Jedes kleine Detail, jede neue Erkenntnis und die gelungene Ausführung war ein persönliches Highlight. Das Design an sich habe ich schätzen und lieben gelernt. Die Erkenntnis, die Lampe in unterschiedlichen Materialien erstrahlen zu lassen, fasziniert mich und wird mich noch weiter begleiten. Zurzeit entstehen die ersten Prototypen der Lampen in gefärbtem Glas.
ZFV: Du bist seit Kurzem nicht nur Jungdesignerin, sondern auch Unternehmerin. Erzähl uns etwas darüber.
Umaj: Das Projekt hat mir die Chance gegeben sehr intensiv und eigenständig an diesem Design zu arbeiten. Es ist nicht selbstverständlich als Jungdesignerin das Vertrauen für einen grösseren Auftrag zu erhalten. Das hat mich ermutigt. Für das Projekt habe ich mich tatsächlich selbständig gemacht und «Studio Menga» gegründet. Nun nach erfolgreichem Abschluss des Auftrags für das Hotel Seefeld möchte ich meine Selbständigkeit weiter ausbauen und meine Kollektion anderen Kund:innen anbieten.
ZFV: Wie sah ein typischer Tag von dir aus, während du deine Lampen hergestellt hast?
Umaj: So was wie einen typischen Tag gab es in diesem Projekt nicht – genau deshalb war und ist es auch anregend. Ich hatte in dieser Zeit zahlreiche spannende Tage, an denen Herausforderungen zu meistern waren und vor allem habe ich viele tolle Menschen kennengelernt, die mich unterstützt und inspiriert haben. Es entstanden neue Freundschaften, geschäftliche Beziehungen und spannende Projekte, die wir in Zukunft gemeinsam realisieren wollen.