Interviewt: Vier Fragen an Sibylle und ihre Keramikkunst

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Frau arbeitet an einem Tisch an Tellern und lächelt in die Kamera

Mit ihrer Keramikkunst begeistert Sibylle. Von kreativ geflicktem Gastronomiegeschirr über kunstvolle Figuren bis hin zu Töpferkunstwerken. Für das Hotel Seefeld nahm sie sich ein ganz besonderes Projekt vor: ehemaligen ZFV-Kantinentellern ein zweites Leben zu schenken. Wie kreativ sie dies umsetzte, berichteten wir im letzten Beitrag. Bei einem Besuch in ihrem Atelier stellten wir ihr zudem vier Fragen zu ihr und ihrer Kunst. Die besonderen Kunstwerke, die Sibylle aus den Tellern zauberte, begeistern nun auf dem Frühstücksbuffet im Hotel Seefeld die Gäste.

ZFV: Erzählt uns etwas über dich, deine Leidenschaft zur Keramik und deinen Werdegang. 

Sibylle: Ich habe in der Schule für Gestaltung Bern die Fachklasse für Keramikdesign abgeschlossen und habe seit dieser Zeit ein eigenes Atelier, in dem ich mich und meine Projekte verwirkliche. Eigentlich bin ich aber eher zufällig zur Keramik gekommen. Ursprünglich wollte ich Grafikerin oder Illustratorin werden. Im Vorkurs habe ich aber meine Leidenschaft für das dreidimensionale Gestalten entdeckt, alle möglichen Materialien dafür ausprobiert und mich schliesslich in die Keramik verliebt.
 

ZFV: Was erfüllt dich am meisten bei deiner Kunstarbeit? 

Sibylle: Ich liebe die Vielseitigkeit der Herstellungsmethoden und die zahlreichen Möglichkeiten, die daraus entstehen. Was mich aber an der Keramik besonders begeistert, ist, dass sie ganzheitlich ist: Von der ersten Zeichnung über den Entwurf und die Produktion bis zum finalen Werk in der Galerie oder meinem Laden im Niederdorf begleite ich meine Werke. Bei wenigen Berufen kann man sein eigenes Produkt so über den gesamten Weg hin eng begleiten. Bei den Tellern für das Sorell Hotel Seefeld kann ich nach der Fertigstellung sogar davon frühstücken. Wer kann das schon von seiner Kunst oder Arbeit erzählen?


 

ZFV: Wie würdest du dich als Person und als Künstlerin beschreiben? 

Sibylle (lacht): Ich denke, selbst ist man an sich so gewöhnt, dass man sich ganz normal findet. Andere Menschen beschreiben meine Kunst oft als etwas schräg, aber auch sinnlich. Beides finde ich für mich sehr stimmig. Nebst dem Suchen nach der perfekten Form interessiere ich mich sehr für die Oberfläche, entwickle Glasuren und Strukturen, die für die jeweiligen Objekte passend sind. Nicht nur die Ästhetik, sondern auch die Haptik ist mir wichtig. Der stärkste Antrieb ist die Freude am Erfinden von Formen. Ich möchte Körper und Objekte schaffen, die ein Eigenleben haben. Sie sollen mit uns Kontakt aufnehmen, etwas auslösen. Mein Geschirr soll etwas bieten, was industrielle Massenproduktion nicht kann; soll Glasuren und Formen haben, die auch in der Serie kleine Unterschiede aufweisen. 

ZFV: Wie sieht ein typischer Tag von dir aus, wenn du gerade Teller für uns kreativ gestaltest?

Sibylle: Wenn ich - wie aktuell - an einem Projekt bin, komme ich morgens früh in mein Atelier, wenn der Brennofen noch ca. 150 Grad heiss ist. Ich öffne den Ofen, damit er weiter abkühlt und bestücke die noch weissen Teller mit meinem Logo bis es Zeit ist zum Ausräumen. Dann schleife ich die Standringe der Teller mit einem Diamantschwamm von Hand vorsichtig glatt. Die fertigen Teller werden dann gestapelt. Damit bin ich meist bis zum Mittagessen durch. Die Teller, die zu bemalen sind, stelle ich in den noch ca. 60 Grad heissen Ofen, damit sie sich erwärmenund die Glasur besser hält. Und nach einer Pause geht es dann wieder ans Bemalen, genauso, wie ihr mich bereits begleitet habt. Sobald der Ofen läuft und der Ofengott übernommen hat, räume ich zusammen und mache Feierabend.
 

Kunstvoll arrangierte modellierte Tonfiguren auf einem Brennofen
Zwei Teller mit aufgetragenen Farbmuster einer heller vor dem Brennen, einer dunkler danach