Ein Haus aus den 1930er-Jahren, die Erinnerung an die früheren Zeiten eines Kunstviertels und die Inspiration des nahegelegenen Sees: Wir sprechen mit Leslie Nader, Innenarchitektin und Inhaberin von Nader Interieur, die den Umbau im Hotel Sorell leitete, wie diese und andere Aspekte ihre kreative Arbeit für das Sorell Hotel Seefeld beeinflusst haben.
Nachbarschaftliche Partnerschaft
ZFV: Was hat dir an der Zusammenarbeit mit dem Sorell Hotel Seefeld besonders gut gefallen?
Leslie: Das Seefeld ist schon seit vielen Jahren mein berufliches Zuhause und auch privat wohne ich in der Nähe. Daher war mir das Sorell Hotel Seefeld natürlich ein Begriff und es war eine grosse Freude für mich, diesen Auftrag ausführen zu dürfen. Besonders gefallen hat mir der stets offene und konstruktive Austausch mit dem Sorell Hotel-Team. Aber auch, dass ich frei meine Ideen einbringen konnte und das auch geschätzt wurde. Beispielsweise habe ich für die Beleuchtung eine Arbeit einer Kunststudentin vorgeschlagen, die überzeugte. Nun hängen ihre Deckenleuchten aus dem 3-D-Drucker in der Café Bar FLOR.
ZFV: Wie ist es für dich, für ein Projekt gleich neben dem eigenen Unternehmensstandort wirken zu dürfen?
Leslie: Für mich ist das schon etwas Besonderes, weil solche Projekte sehr selten vorkommen. Gefreut hat mich vor allem, dass nicht nur Nader Interieur einbezogen wurde, sondern weitere Partner:innen aus dem Quartier bzw. der Stadt Zürich mitarbeiten konnten. Ich wollte beispielsweise schon immer mit der Schreinerei Wieland zusammenarbeiten. Sie haben im Seefeld eine lange Geschichte und bei unserem Projekt grossartige Arbeit geleistet. Sie haben die Umsetzung von Ideen möglich gemacht, die wir zunächst für nicht realisierbar hielten. Bei den Möbeln setzten wir auf das Team von «Raum Reolon». In dem kleinen Geschäft gegenüber des Hotels wird mit viel Herzblut gearbeitet. Hier finde ich immer das Passende. Sämtliche Kissen und Vorhänge kommen zudem von einer von mir sehr geschätzten Partnerin aus Zürich, die alles von Hand anfertigt.
ZFV: Ist die Café Bar FLOR für dich ein Highlightprojekt?
Leslie: Mein Team und ich sind bei jedem Projekt immer mit ganzem Herzen dabei. Deshalb ist jedes Projekt für uns ein Highlight. Es wäre aber natürlich toll, wenn wir mit diesem Projekt für die Sorell Hotels im Seefeld etwas schaffen können, dass zum Nachbarschaftsliebling avanciert.
Inspirierender Wandel
ZFV: Was hat Euch bei der Inneneinrichtung der Hotellobby und der neuen Café Bar FLOR noch inspiriert?
Leslie: Quellen der Inspiration waren die Nähe zum Zürichsee und der Prominade, also das Seefeldquai, sowie die Quartiergeschichte. Das Hotelgebäude stammt aus den 1930er-Jahren. Das Seefeld war damals bereits ein Trendquartier, voll von Künstler:innen und auch viele Fotograf:innen. Die erwähnten Designerleuchte aus dem 3-D-Drucker oder die handgemalte Designertapete knüpfen hier an und machen ein Bezug zum Seefeld der 30er-Jahren. Ein besonderer Teppich oder auch Frühstücksteller aus einem Keramikatelier sind weitere künstlerische Highlights. Und auch an den Wänden hat es noch Platz für Kunst, am liebsten aus der Region oder der direkten Nachbarschaft. Im Hotel Seefeld soll das Gefühl des lebendigen Trendquartiers von gestern, heute und morgen erlebbar sein. Mit dem Café Flor schaffen wir einen wunderbaren und kreativen Begegnungsort.
ZFV: Der ZFV und mit ihm die Sorell Hotels legen grossen Wert auf die Schaffung innovativer Begegenungsorte. Wie hast Du das in der Hotellobby und dem angrenzenden Café Flor umgesetzt?
Leslie: Die offene, helle Lobby und die Café Bar FLOR verbinden sich zu einem Ort, der vielseitige Möglichkeiten bietet. Gäste können in der Loungelandschaft der Lobby verweilen oder in den Seminarräumen kann gearbeitet werden. Das Frühstücksbuffet steht Hotelgästen, Besucher:innen und Nachbar:innen offen. Nach dem Frühstück verwandelt es sich zu einem grossen Tisch, an dem ein Mittagessen eingenommen oder ein Kaffeeklatsch gehalten werden kann. Die Mischung aus Hochtischen, tieferen Tischen mit bequemen Sesseln und gemütlichen Nischen bietet für jede:n etwas. Natürliche Farben und viel Holz schaffen eine wohltuende Atmosphäre. Das Café Flor ist wandelbar und ein Ort für alle und alles.
ZFV: Beim Umbau spielte Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Wie zeigt sich das im Interieur?
Leslie: Ich bin froh, dass immer mehr darüber nachgedacht wird, wie Projekte für die Umwelt sinnvoller realisiert werden können. Wie stark das Team der Sorell Hotels nachhaltige Aspekte berücksichtig haben wollte, begeistert mich . Aus diesen Erwartungen entstand beispielsweise die Idee das Upcycling von Kantinentellern und ich traf mich mit der Keramikerin Sibylle. Ich zeigte ihr das Konzept, die gewählten Farben und Formen und sie zauberte daraus besondere Einzelstücke. Und auch Vintagemöbel bekamen für die Café Bar FLOR ein zweites Leben: Von N°2 kauften wir eine grosse Kommode und liessen sie vom Woodlove Atelier im Seefeld umbauen, dass sie Platz für die Kaffeemaschine bietet. Beide Unternehmen sind ebenfalls aus der Nachbarschaft an der Seefeldstrasse. Zudem kauften wir Stühle, die in der UNESCO-Zentrale in Paris gestanden haben und liessen diese neu beziehen.
Alles rund um Nader Interieur
ZFV: Was fasziniert dich an der Gastronomiebranche?
Leslie: Schön ist, dass ich in dieser Branche Konzepte schaffen kann, die für die breite Masse zugänglich sind. Die Zielgruppe von Restaurants ist meistens ausgesprochen vielfältig. Damit kann ich mit meinen Ideen die verschiedensten Menschen erreichen und hoffentlich auch begeistern. Das finde ich sehr spannend.
ZFV: Wie war es für dich eine eigene Firma zu gründen?
Leslie: Als ich damals startete, war ich gerade Mutter geworden und damals war noch nicht an Teilzeitstellen zu denken. Also beschloss ich, mich selbständig zu machen und nutzte die Freiheit, um oft auch tief in die Nacht zu arbeiten. So konnte ich meiner Familie und der Arbeit gerecht werden. In den letzten Jahren hat sich sehr vieles positiv gewandelt. Es gibt es mehr Teilzeitstellen und Möglichkeiten für Jobsharing. Aber auch die Akzeptanz für eine weibliche Unternehmerin ist viel grösser. Früher musste ich mich gerade auf Baustellen enorm beweisen, um mich durchsetzen zu können. Dass heute immer mehr Männer Innendesign als Berufszweig wählen, ist ebenfalls eine Veränderung. Das freut mich sehr. Ich meine, dass wir allgemein von der Einteilung in Frauen- oder Männerbranchen wegkommen sollten. Jede:r soll den Beruf wählen dürfen, der sie oder ihn am meisten anspricht und motiviert. Ich bin froh, dass ich immer genau wusste, was ich will und meinen Traum konsequent verfolgt habe.
ZFV: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Leslie: Mein Arbeitstag beginnt so gegen 8 bzw. halb 9 Uhr und zieht sich gerne mal in den späteren Abend hinein. Ich starte immer in meinem Büro im Seefeld und tausche mich mit meinem Team aus. Dann geht es an Designs, Skizzierungen oder Korrespondenzen mit Kund:innen sowie Projektpartner:innen etc. – je nach Auftrag und Tag. Oft bin ich auch an Meetings. Wenn immer möglich richte ich es mir so ein, dass ich mittags mit meinem Team im Seefeld lunchen kann. Danach bin ich oft unterwegs, um Baustellen zu besuchen oder ich bin für Bauabnahmen vor Ort. Ich habe das grosse Glück, dass ich meine grosse Leidenschaft zum Beruf machen konnte. Daher begeistert mich jeder Arbeitstag aufs Neue.
Für mein Team ist es mir wichtig, dass sie selbständig an Projekten arbeiten dürfen und auch Entscheidungsfreiheit für Ideen und Konzepte haben. Sollte doch mal eine unerwartete Herausforderung auftreten, die mein offenes Ohr oder meinen Rat benötigt, steht meine Türe immer offen.
Leslie Nader
Nach ihrem Studium in Innenarchitektur in San Francisco und New York, kehrte Leslie in die Schweiz zurück. Als sie dort 1995 ihr allererstes Restaurantkonzept umsetzte, entdeckte sie ihre Herzensbranche. Da sie auch als Mutter weiterhin arbeiten wollte, es zu dieser Zeit aber noch keine Teilzeitstellen gab, entschied sie sich für die Selbständigkeit. Leslie zeigte sich schon damals als mutige Unternehmerin, schafft bis heute immer wieder Neues und entwickelt besondere Kreationen. Seit sie sich entschieden hat, ihr Einzelunternehmen zu einem Team auszuweiten, arbeitet sie im Seefeld und kennt daher das Quartier und das Sorell Hotel Seefeld bestens. Inspiration holt sie sich in Restaurants auf der ganzen Welt, die sie auf Reisen besucht, sowie an Messen und Ausstellungen.